Für die Liebe und das Leben (German Edition) by Jana von Bergner

Für die Liebe und das Leben (German Edition) by Jana von Bergner

Autor:Jana von Bergner [von Bergner, Jana]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2017-07-11T22:00:00+00:00


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Adam wurde aus Vivien nicht schlau. Mal wirkte sie freundlich und unbeschwert, dann wieder schien sie sich in seiner Gegenwart nicht wohlzufühlen und ging spürbar auf Distanz. Trotzdem entwickelten sie erstaunlich schnell ihre neue Alltagsroutine.

Morgens frühstückten sie gemeinsam, danach brachte Adam Matteo mit dem Rad zur Kita und fuhr dann weiter zu seiner Schule. Nach der Arbeit holte Vivien Matteo ab, sodass Adam ohne Zeitdruck zur Dialyse gehen oder Sport treiben konnte. Er hatte Vivien beim ersten Mal extra in die Kita begleitet und sie den Erzieherinnen als seine neue Frau vorgestellt. Vivien hatte verlegen gewirkt und kaum ein Wort gesagt, aber mittlerweile knüpfte sie schon eifrig Bekanntschaften mit den anderen Müttern.

Die Abende gefielen Adam am besten. Wenn Matteo im Bett lag, saßen Vivien und er noch stundenlang im Wohnzimmer. Manchmal las jeder für sich, manchmal sahen sie gemeinsam fern oder unterhielten sich. Adam versuchte jedes Mal, seine Müdigkeit so lange wie möglich zu verbergen, doch Vivien behielt ihn scharf im Blick. Spätestens, wenn er das erste Mal gähnte, schickte sie ihn zu Bett, damit er sich nicht überanstrengte.

An den Wochenenden stürzte Vivien sich mit Begeisterung auf die Renovierungsarbeiten. Insgeheim vermutete Adam, dass sie sich davon ablenken wollte, wie sehr sie ihre Besuche bei Björn vermisste. Die Wände in Adams Zimmer erstrahlten mittlerweile in Hellblau und das Laminat hatte Vivien auch schon verlegt. Als Nächstes wollten sie beide die Möbel aufstellen.

Noch immer wussten sie nicht, wer die mysteriöse Hochzeitsanzeige im Abendblatt geschaltet hatte. Dafür trudelten zahlreiche Glückwunschkarten von Viviens Bekannten ein, die auf diesem Wege von ihrer Vermählung erfahren hatten.

Ein Umschlag weckte Adams Interesse besonders. Der Name des Absenders lautete Franziska Fink und der Brief war aus Palma de Mallorca abgeschickt worden.

Adam überreichte Vivien den Brief beim Abendessen. »Noch mehr Glückwünsche. Du hast mir gar nicht erzählt, dass du Verwandte auf Mallorca hast.«

Sekundenlang starrte Vivien auf den Umschlag und erblasste mit jedem Augenblick mehr. Ihre Lippen wurden schmal. »Das ist niemand von Bedeutung.«

»Aber wer ist diese Franziska? Besucht Lauren sie? Ist sie deshalb auf Mallorca?« Er sollte nicht so nachbohren, aber ihre Reaktion beflügelte seine Neugier.

Vivien stieß ihr Glas um und auf dem Tisch breitete sich rasch eine Pfütze aus.

»Oh je!«, murmelte Matteo.

»Tut mir leid.«

Vivien stand auf, um einen Lappen zu holen, doch Adam kam ihr zuvor und wischte hastig den Tisch trocken. Zu spät. Der Brief schwamm im Wasser, die Buchstaben auf dem Umschlag waren bis zur Unleserlichkeit verschmiert.

»Vielleicht können wir den Brief noch retten, wenn wir ihn öffnen und auf der Heizung trocknen«, schlug Adam hoffnungsvoll vor.

Doch Vivien schüttelte den Kopf. Sie griff nach dem Umschlag und warf ihn in den Mülleimer. »Der ist nicht so wichtig.«

Sie log. Eindeutig.



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